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Umstieg auf Ubuntu Linux - ein Erfahrungsbericht

Nach monatelangem Zögern habe ich es nun endlich geschafft: den Umstieg auf meinem Desktop-PC von Windows XP zu Linux. Es gab einfach sehr viele Dinge, an die man sich während der letzten Jahre gewöhnt hatte – und trotz des Wissens, dass Linux das bessere Betriebssystem ist, kam es erst jetzt zum Wechsel. Dabei stellte sich heraus, dass die Anzahl der Probleme und Schwierigkeiten deutlich geringer ist als angenommen.

Dabei war mir Linux keineswegs fremd – durch meine Arbeit im Bereich Webentwicklung und die Administration meines Debian-Servers arbeite ich seit mehreren Jahren mit Linux.

Das neue Betriebssystem

Auf der Suche nach einer Linux-Distribution waren mir einige Dinge wichtig: vor allem Verlässlichkeit, Einfachheit und kürzere Release-Zyklen als bei Debian. Mein Desktop-Rechner muss funktionieren – in der Regel habe ich wenig Lust auf viel Kompilieren, sondern bevorzuge die Bequemlichkeit von vorkompilierten Paketen. Experimentiert wird auf einem Testsystem. Dennoch möchte ich mehr oder weniger aktuell sein. Debian Stable ist für Server perfekt, aber für einen Desktop etwas zu konservativ, wie ich finde. Deshalb fiel meine Wahl zunächst auf Ubuntu, das ja auf Debian basiert, allerdings zweimal jährlich eine neue Version veröffentlicht. Aktuell ist die 8.04 (“Hardy Heron”). Sicher nicht die anspruchsvollste Distribution, aber dafür funktioniert einfach vieles, wenn nicht sogar fast alles von Haus aus.

Die Installation

Das, was bei Linux noch vor wenigen Jahren recht schwierig erschien, war mit dem Ubuntu-Installer fast erschreckend schnell erledigt: die Installation. Dabei wurde für meinen Geschmack fast zu wenig gefragt – ein paar Klicks, etwas Wartezeit – dann war das System auch schon installiert. Ein wenig vermisste ich Optionen vor dem Installationsprozess wie die Auswahl von Softwarekomponenten. Fast alles funktionierte nach der Installation – Grafikkarte, sogar Compiz (für Transparenz- und andere Effekte verantwortlich), Bluetooth-Dongle usw. liefen automatisch. Lediglich die Webcam (eine Logitech QuickCam Communicate STX) wurde zwar erkannt, funktionierte aber nicht.

Datenaustausch mit der Windows-Partition

Eines der großen Hemmnisse vor dem Umstieg waren meine NTFS-Partitionen. Ich wollte Daten für beide Betriebssysteme nutzen, traute dem NTFS-Treiber für Linux aber nicht allzu sehr. Der scheint mittlerweile aber wirklich ausgereift zu sein – ich kann problemlos auf meinen Windows-Partitionen lesen und schreiben!

Die Software

Es gibt wenige Anwendungen, die man nicht auch durch eine freie Alternative unter Linux ersetzen kann. Wenn man durch die Datenbanken in der Paketverwaltung blättert oder im Web surft, stellt man fest, wie groß die Zahl der Open-Source-Entwickler eigentlich ist. Das Großartige: alle Anwendungen sind frei, Kosten und Lizenz-Ärgernisse haben ein Ende. Ein paar Mausklicke – und die Anwendung ist installiert. Sofort fiel mir auch die deutlich bessere – wenn auch noch ausbaufähige – Verzahnung von Anwendungen auf.

Hier eine kleine Auflistung von Software, auf die ich gestoßen bin und die meine alte Windows-Umgebung nun ersetzen:

  • Web-Browser: Schon unter Windows war ich überzeugter Opera-Nutzer. Auch auf Ubuntu bin ich ihm treu geblieben. Zwischendurch kommt aber auch die Firefox 3 (beta) zum Einsatz. Einziger Wermutstropfen: der Flash-Player. Unter Firefox funktioniert er zwar, allerdings nicht auf allen Websites einwandfrei – und mit Opera bin ich derzeit ohne Flash unterwegs, da die aktuelle Player-Version nur mit der neuen Opera 9.5 (beta) funktioniert, die ich wohl in den nächsten Tagen dann installieren muss.
  • Office: Mit OpenOffice hat man ein fantastisches Office-Paket, das kaum Wünsche offen lassen sollte. Lediglich beim Lesen eines .docx-Dokuments (Word 2007) hatte ich keinen Erfolg.
  • Mail, Messaging und Kalender: Hier änderte sich eher wenig: ich bin bei Thunderbird geblieben wegen der transparenten und guten IMAP-Unterstützung. Zuletzt verwendete ich Lightning als Kalender-Erweiterung für Thunderbird unter Windows. Die Linux-Version hatte allerdings einige unschöne Ecken und Kanten, so war die Vorschau auf kommende Termine sehr unübersichtlich und im Gegensatz zur Windows-Version nicht farbig gekennzeichnet, deshalb nutze ich jetzt wieder die Standalone-Version Sunbird. Das bei Gnome / Ubuntu mitgelieferte Evolution fiel mangels ausreichender IMAP- und iCal-/WebDAV-Unterstützung in meinem Test durch… Für Instant Messaging nutze ich Pidgin – funktioniert einwandfrei und ist durch ein “Screenlet” (eine Desktop-Widget-Variante) auch sehr ansehnlich (Pidgin-Screenlet. Skype funktioniert übrigens auch ohne weiteres.
  • Editor / IDE / FTP-Client: Für die Web-Entwicklung benötigt man natürlich eine passende Arbeitsumgebung. Für kleinere Dinge nutzte ich unter Windows gern Notepad++ – hier verwende ich momentan das mit Gnome vorinstallierte gEdit, bin aber noch auf der Suche nach Alternativen. Als Entwicklungsumgebung läuft weiterhin Eclipse. Nach Versuchen mit gFTP als FTP-Client bin ich dann zum ebenfalls aus der Windows-Welt bekannten Filezilla umgestiegen. Hier ist der Site-Manager einfach besser und die Optik auch aufgeräumter.
  • Grafik: Gimp ist für einfache Anwendungszwecke ein sehr guter Ersatz für Photoshop. Die Bedienung ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, jedoch lassen sich sogar Photoshop-Dateien öffnen (die allerdings nicht immer auch korrekt funktionieren). Als Ersatz für IrfanView zum schnellen Schneiden und Verkleinern von Fotos benutze ich derzeit Mirage. Für Vektorgrafiken kommt Inkscape ins Spiel – hier habe ich jedoch noch nicht wirklich viele Erfahrungen sammeln können.
  • Medien-Player: Hier fand ich mich in einem Schlaraffenland wieder. Es gibt wirklich viele gute Medienplayer unter Linux, die sich sehen lassen können. Früher VLC- und Winamp-Nutzer, nun nutze ich teils VLC und den vorinstallierten Totem für Videos und Exaile als Musikplayer. Exaile ist wirklich gut – der Player ist sehr schlank, bringt aber auch eine gut funktionierende Medienbibliothek-Verwaltung wieder. Playlists sind in Tabs untergebracht, was ungeheuer praktisch sein kann. Zum Bearbeiten von ID3-Tags in MP3-Dateien ist easyTAG erste Wahl. Zum Anhören von Musik auf meinem Nokia N95 füge ich zu Dateien die Album-Cover hinzu, was ohne weiteres funktioniert.

Die oben erwähnten Anwendungen sind komplett über die Ubuntu-Paketquellen (via apt-get/aptitude/Synaptic) erhältlich.

Für alle Ein- und Umsteiger sei hier auch noch auf die sehr empfehlenswerte Artikelserie von Peter Kröner (aus der Sicht eines Web-Designers und -Entwicklers) hingewiesen. Antworten zu fast allen Fragen findet man – bequem deutschsprachig – im ubuntuusers.de-Wiki und –Forum.

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